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Spurwechsel

Ein Buch von Mario Candeias/Stephan Krull (Hrsg.) über Studien zu Mobilitätsindustrien,
Beschäftigungspotenzialen und alternativer Produktion
(unterstützt durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung)

Die Transformation ist in vollem Gange. Die Stichworte für den Umbau der Automobilindustrie in
Deutschland sind
a) Transnationalisierung, verschärfte Konkurrenz und Verlagerungen,

b) der nächste konkurrenz- und renditegetriebene Rationalisierungsschub (unter anderem Industrie 4.0),

c) die Digitalisierung der Mobilität und

d) die notwendige und begonnene ökologische Modernisierung, die den Antriebswechsel auf E-Mobilität einschließt.

Jeder dieser Aspekte ist verbunden mit Druck auf tarifliche Standards, Löhne und Arbeits-
bedingungen, mit wachsenden Anforderungen und Arbeitsverdichtung, Unsicherheit und
Beschäftigungsabbau in Größenordnungen von mehreren Hunderttausend.
Wenig wahrscheinlich ist, dass in diesem kapitalseitig betriebenen Umbau die Interessen
der Beschäftigten verteidigt oder Umwelt und Klima ausreichend geschützt werden. Es
braucht eigenständige und weitergehende Konzepte und Praxen für eine wirkliche und
gerechte Mobilitätswende und einen sozial-ökologischen Umbau der Mobilitätsindustrien.

Das geht nur gemeinsam, Beschäftigte und Gewerkschaften aus unterschiedlichen
Bereichen, zusammen mit Umwelt- und Klimabewegung, der gesellschaftlichen und
politischen Linken sowie kritischer Wissenschaft. Das ist nichts Neues. Aber es wird Zeit.

Auto.Umwelt.Verkehr
Ein Sprung zurück in die Vergangenheit: Wir schreiben das Jahr 1990. Die 1980er Jahre
zuvor waren zwiespältig für die Gewerkschaften. Mit der ersten Regierung von Helmut
Kohl und seiner »geistig-moralischen Wende« endete 1982 die sozial-liberale Ära und
es begann die neoliberale Konterrevolution, nicht zuletzt gegen die Gewerkschaften.
Von links bringt die wachsende Umweltbewegung vor allem die Industriegewerkschaften
unter Druck. Doch starke Gewerkschaften konnten 1984 bzw. 1990 den Kampf um die
35-Stunden-Woche für sich entscheiden – Arbeitszeitverkürzung gilt seit jeher auch als
ökologisch zentrale Maßnahme. Gewerkschaften und Ökologiebewegung konnten
sich so im Jahr 1990 auf Augenhöhe begegnen, bei der verkehrspolitischen Konferenz
der IG Metall und des Deutschen Naturschutzrings »Auto, Umwelt, Verkehr«.
Schon damals war klar, die Zeit drängt.
Ergebnis der Debatten war unter anderem die programmatische Erklärung der IG Metall (1992):
»Auto, Umwelt, Verkehr: Umsteuern, bevor es zu spät ist.«
Im Vorwort von Franz Steinkühler, damals Vorsitzender der Gewerkschaft, wird der
Zusammenhang deutlich:
»Bei der Zukunft von Auto, Umwelt und Verkehr geht es um die Lebensqualität in Stadt und Land,
um globale Umweltprobleme und Millionen von Arbeitsplätzen.« (Ebd.: 5). Es werden folgende
Vorschläge unterbreitet zu den Themen:
- Automobilproduktion ohne Gift- und Schadstoffe, weniger Emissionen beim Autofahren,
- Verkehrssicherheit statt Raserei,
- Aufbau eines integrierten Verkehrssystems,
- Ausbau des öffentlichen Verkehrs,
- Vernetzung der Verkehrsträger,
- neue Fahrzeugkonzepte und Unternehmensstrategien,
- vernünftiges Verkehrs- und Verbraucherverhalten sowie
- staatliche Vorgaben, politische Initiativen und demokratische Beteiligung.

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